Large Language Model
Ein Large Language Model (LLM) ist eine großes Sprachmodell, das sich durch die Generierung von Text von anderen KI-Modellen unterscheidet. Es ist ein Wahrscheinlichkeitsrechner, der die statistische Wahrscheinlichkeit der Abfolge von Wörtern und Sätzen auf Grundlage zahlreicher Textdokumenten gelernt hat. Die Datenmenge ist bei großen Sprachmodellen unglaublich groß und verbrauchen daher beim Training extrem viel Energieressourcen. Durch die hohen Datenmengen werden die Sprachmodelle zu einem künstlichen neuronalen Netzwerk also Künstliche Intelligenz (KI), das sich im Training entweder komplett oder zur hälfte selbst überwacht. Große Sprachmodelle können verschiedene Eingaben der Nutzer in natürlicher Sprache ausführen, wie z.B. Texte schreiben, kürzen, abwandeln oder übersetzen.
Wie arbeitet das Innenleben eines Large Language Models – und weshalb ist die Transformer-Architektur so entscheidend?
Ein LLM zerlegt eingehende Texte zuerst in Token – winzige Wort- oder Silbenfragmente –, transformiert jedes davon in einen hochdimensionalen Vektor und schickt den Strom dieser Vektoren durch Dutzende bis Hunderte Self-Attention-Schichten. Self-Attention bedeutet, dass jede Position ihr Augenmerk gleichzeitig auf alle anderen legen kann. So erkennt das Modell semantische Beziehungen, ironische Bezüge oder lange Kausalketten, die ältere sequenzielle Netze gar nicht sahen. Positions-Embeddings stiften Reihenfolge, Feed-Forward-Blöcke sorgen für nicht-lineare Transformationen und Layer-Norm stabilisiert den Prozess. Das Ergebnis ist ein Kontextverständnis, das von Rechtschreibung bis Logik reicht. Beim Pre-Training justiert das Netzwerk Milliarden bis Billionen Parameter an Petabyte-Text, bis die Wahrscheinlichkeit für den „richtigen“ Folgetoken maximal ist. Moderne Mixture-of-Experts-Varianten aktivieren dabei nur die Teilnetzwerke, die für die konkrete Anfrage nötig sind – das spart Rechenzeit und CO2. Danach folgen Feintunings, etwa Reinforcement Learning from Human Feedback oder leichte Adapter-Gewichte wie LoRA, die Stil oder Fachsprache verankern. Bei der Inferenz fließen die gelernten Matrizen in Millisekunden über GPUs oder spezialisierte ASICs; ein Wahrscheinlichkeits-Orakel wird damit zum flüssigen Gesprächspartner.Welche konkreten Einsatzszenarien eröffnen LLMs im Marketing, Content und in der Kommunikation?
Von der Ideenfindung bis zur Veröffentlichung deckt ein LLM heute fast jede Stufe des Content-Workflows ab. Es entwirft SEO-optimierte Headlines, schreibt Blogposts in unterschiedlichen Tonalitäten, variiert Anzeigentexte für A/B-Tests und liefert Social-Media-Captions samt Hashtags. Kreative steuern Temperatur, Stil-Prompts und Markenwerte, sodass der Output die Corporate Identity widerspiegelt. In der Redaktionsplanung schlagen Modelle datengetrieben Trendthemen vor, füllen jährliche Kalender mit Posting-Hooks und erzeugen Untertitel in mehr als vierzig Sprachen – ein Segen für internationale Kampagnen. Auch jenseits von Text liefert ein LLM Mehrwert: Multimodale Varianten bauen Drehbücher, Shot-Listen und Voice-over-Skripte, entwerfen Visualisierungsvorschläge und generieren Moodboards. Im Kundensupport übernehmen LLM-Chatbots das Erstkontakt-Routing, erkennen Sentiment und bieten Cross-Sell-Optionen an, während Analyst*innen mittels Retrieval-Augmented-Generierung automatisch Insights-Berichte samt Budget-Empfehlungen erhalten. Selbst Entwickler*innen profitieren, indem Code-Assistenz-Features Tracking-Snippets oder Landing-Page-Vorlagen erzeugen. Kurz: Überall dort, wo Sprache, Daten und Kreativität zusammentreffen, fungieren LLMs als Leistungs-Booster.Welche Chancen und Grenzen prägen den Einsatz von LLMs – von Halluzinationen bis Nachhaltigkeit?
LLMs eröffnen eine beispiellose Skalierbarkeit: Ein einzelner Prompt liefert Content in Sekunden, übersetzt blitzschnell in Dutzende Sprachen und Macht Datenanalysen dialogfähig. Marken profitieren von kürzeren Time-to-Market-Zyklen, höheren Conversion-Rates und neuen Rollen in Prompt-Engineering oder AI-Governance. Doch derselbe Wahrscheinlichkeitsmotor halluziniert Fakten, wenn Trainingsdaten lückenhaft oder Prompts zu vage sind. Bias gegen Geschlecht, Kultur oder Alter kann unbemerkt in den Output gelangen, weshalb Responsible-AI-Frameworks Audits und Diversitätsfilter verlangen. Das Training eines Multi-Billion-Parameter-Modells kann zehntausende Tonnen CO2 verursachen; sparsames Routing, Quantisierung oder Edge-Modelle mildern, lösen das Problem aber nicht vollständig. Parallel verschärfen DSGVO, Urheberrecht und der EU AI Act die Anforderungen an Logging, Lizenzierung und Transparenz. Die Kunst besteht darin, Chancen zu nutzen, ohne ethische, rechtliche und ökologische Kollateralschäden zu hinterlassen.Wie sehen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen von LLMs aus – Kosten, Geschäftsmodelle und Open-Source-Alternativen?
Die Bilanz eines LLM-Vorhabens teilt sich in hohe einmalige Trainingskosten (CAPEX) und laufende Inferenzkosten (OPEX). Das Grundtraining eines GPT-4-Großmodells verschlingt leicht zweistellige Millionenbeträge für GPU-Zeit, Energie und Datencuration. In der Nutzungsphase rechnen Provider nach Tokens ab; Preisstaffeln differenzieren zwischen Kontexteingabe, Antwortlänge und Echtzeit-Latenz. Marketing-Teams müssen Prompt-Länge, Temperatur und Kontextfenster in Budget-Sheets abbilden, während Spezial-ASICs und Kontext-Caching die Token-Kosten schrittweise senken. Parallel wächst das Open-Source-Ökosystem rasant. Modelle wie „Mistral Small 3.1“ oder „Gemma 2“ liefern solide Qualität unter Apache-2-Lizenz und laufen notfalls auf einer einzigen RTX 4090. Unternehmen verfolgen Hybridstrategien: Premium-APIs verarbeiten hochsensible Inhalte, massenhafter Content oder RAG-Workflows laufen auf selbst gehosteten Open-Source-Instanzen. Neue Umsatzkanäle entstehen durch Modell-Lizenzierung, Fine-Tuning-Marktplätze, Prompt-Libraries und Agent-Plug-ins. Wer Kostenströme, Qualitätsbedarf und Compliance sauber mappt, Macht aus LLMs kein Fass ohne Boden, sondern eine skalierbare Wertschöpfungsmaschine.Welche Meilensteine haben die Entwicklung von LLMs geprägt und welche Trends zeichnen die Zukunft ab?
Die Reise begann mit Word2Vec (2013) und dem Attention-Paper „Attention Is All You Need“ (2017). BERT (2018) demonstrierte bidirektionales Kontext-Verständnis; GPT-3 (2020) zeigte, dass reine Skalierung emergente Fähigkeiten freisetzt. Im Mai 2024 stellte OpenAI GPT-4o vor, das erste Echtzeit-multimodale Modell, das Text, Bild, Audio und Video end-to-end verarbeitet. Noch 2024 öffnete Google das Zwei-Millionen-Token-Fenster von Gemini 1.5 Pro für alle Entwickler\*innen, während Meta, Anthropic und Mistral mit sparsamen Mixture-of-Experts-Architekturen die Ökobilanz verbesserten. 2025 folgten offene Releases wie Mistral Small 3.1 und Codestral 2, die High-End-Leistung auf Consumer-Hardware brachten. Der Blick nach vorn zeigt drei dominante Achsen. Erstens Multisensorik: LLMs verschmelzen Sprache, Sehen, Hören und bald haptische Daten, was sie zur Schlüsseltechnologie für Augmented-Reality-Brillen und Robotik Macht. Zweitens Agenten-Ökosysteme: Modelle planen mehrstufige Aufgaben, rufen eigenständig APIs auf, schreiben und testen Code und evaluieren ihre Ergebnisse – eine „exekutive Funktion“, die Workflows in Marketing-Stacks oder ERP-Systemen automatisiert. Drittens Regulierung und Nachhaltigkeit: Der EU AI Act verlangt lückenlose Transparenz, Risiko-Audits und CO2-Berichte; föderiertes Lernen und Continual-Learning-Pipelines bieten hier Lösungswege. Parallel beschleunigen spezialisierte ASICs und On-Device-Inference den Schritt von der Cloud auf das Smartphone. Kurz: Die Evolutionskurve bleibt steil, wird aber zugleich grüner, sicherer und allgegenwärtiger.Weiterführende Begriffe:
- Reinforcement Learning
- Rahmenbedingungen
- Kreativität
- Transparenz
- Beziehungen
- Compliance
- Netzwerk
- Ergebnis
- Prozess
- Modell
- Output
- Kultur
- Risiko
- DSGVO
- Macht
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